Morgenrot
rot verschleiert durch den Nebel
sanft verspielt noch morgenjung
töten sie die Leben spenden
was in ihm noch nicht gestorben
wecken gleichsam durch ihr Strahlen
was ihn einst zum Mensch gemacht
bleiche Haut das Feuer frisst
Herz aus Stein im Licht zerbirst
eine Träne blutentstellt
längst vergessen diese Welt
dunstverlor’n im Wahn entglitten
fern ist die Erinnerung
so wie Farben nachts im Traum
zerfließen mit der Dämmerung
Rausch des Lebens Ritt der Zeit
er war furchtlos wild verschlagen
frei für Liebe wie für Hass
verweilen heißt den Kampf nicht wagen
der Tod kam sanft sein stilles Nah’n
wusch Silbermond vom Himmelszelt
die Hand so bleich wie Marmor kalt
heiß war sein Kuss du bist erwählt
sprach jener stumm es blitzt ein Zahn
die Welt zerriss verzerrt entzweit
verbluten Gräber sturmverwest
der Tod verheißt die Ewigkeit
bei Mitternacht erwachte er
das Höllenkind und Menschentier
dem Wolfe gleich dem Menschen Gott
von Blut verführt gelenkt von Gier
durchschritt er blind mit wachem Blick
verzückt des Teufels Paradies
wo Lachen ewig Trauer trägt
und Hass aus Liebe welkend sprießt
was scherte ihn die Angst der Schrei
die Welt in Trance das Blut war heiß
die Götter fern Dämon er selbst
sein tödlich‘ Netz sponn lärmend
leis‘
die Nacht aus Spinnweben des Leids
die Straßen voll von süßem Tod
und doch schmerzt‘ die Erinnerung
nie sah er mehr das Morgenrot
tiefschwarz fließt Blut bleigrau die
Zeit
nur Tränen streift das Sternenlicht
und Zitterschatten malt der Mond
sein Farbenspiel jedoch verblich
verblich so wie der Namenszug
auf weißem Grabstein lichtertot
die Augen derer die er riss
nie fand er mehr das Morgenrot
im Schlummer lag der Turm sein Blick
ihr Bild im Spiegelglas verschlang
sie die den Durst in ihm geweckt
sie sah ihn an sein Herz zersprang
verglüht
zwei Fenster zwei
Seelenschlüssel
sie lässt ihn ein
ein Fall ein
Flug
ins Nichts
schwimmt er
durch Regenbögen
am Grund des Sees
zerschellt das Licht taucht
Sonne aus der
Traurigkeit
er floh aus seinem eig’nen Herz
in ihr enthüllt entstellt entweiht
floh aus der Welt floh aus sich selbst
das Blut war kalt und Ewigkeit
nichts weiter mehr als blanker Hohn
er hasste sie für seine Not
doch nicht der Hass trieb ihn zurück
in ihr fand er das Morgenrot
sie wartete im Turm er sprach
die einz’ge Rose die ich lieb‘
ist jene die ich brechen muss
so brich sie denn sang flüsternd sie
du brichst nur was sie welken lässt
ihr Hals so weiß das Angebot
zu süß zu schwach sein Fluchtversuch
so starb in ihr das Morgenrot
sie lacht
verzerrt
die Mondscheinstimme
vor Hass
Triumph
Verächtlichkeit
Blut
spiegelt sich im
Fensterglas
Narr liebestoller
Folterknecht
vergiss der Rose Dornen nicht
wenn du sie brichst
verrät sie dich
rot verschleiert durch den Nebel
kniet er heut im Morgengrau’n
Phoebes Strahlenhände streicheln
sanft schmerzt jeder Windeshauch
hier im farbentollen Reigen
hier bringt Lebenskraft den Tod
Ewigkeit zerfließt zum Traum
und so stirbt er im Morgenrot.