Schattengondel

Khayman
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„Wenn man ihn fragte, gab er seinen Namen mit Khayman an, aber warum er einst so hieß, wusste er nicht mehr. Einmal hatte er auch auf den Namen Benjamin gehört. Auch noch auf andere Namen… Aber wann? Khayman. Das war der erste und der geheime Name, derjenige, den er niemals vergessen hatte. Jederzeit war er in der Lage, zwei kleine Bilder zu malen, die Khayman darstellten, aber woher diese Symbole kamen, wusste er einfach nicht mehr.“

(„Die Königin der Verdammten“)

 

Khayman, Akashas sechstausend jähriges Kind, das schon durch die Straßen von Troja gewandert sein soll, ist eine eigenartige Kreuzung zwischen schlichter, naiv-kindischer Sanftmut und vampirischer Brutalität. Keine Gnade kennt „Benjamin, der Teufel“, wie er seit dem Mittelalter bei der Talamasca heißt, mit seinen menschlichen Opfern, von denen er drei- bis vier pro Nacht reißt – und das, obgleich er in seinem Alter gar nicht mehr auf das Blut angewiesen ist. Und doch strahlt er unter den Seinigen nichts als Güte und Gelassenheit aus. Auch die Gleichgültigkeit, mit denen andere seines Alters das Leben betrachten, ist ihm völlig fremd – Khayman hat sich die Freude an den kleinen Dingen des Alltags bewahrt.

Seine Geschichte ist von einem ähnlichen Wechsel von Sanftmut und Grausamkeit geprägt. Als Hofmeister des ägyptischen Königs Enkil begleitet er diesen auf dem Vernichtungsfeldzug gegen das Volk, dem auch die Hexenschwestern Maharet und Mekare angehören. Gemäß den Weisungen seines Herrn nimmt er die beiden gefangen, lässt es ihnen jedoch nicht an Nahrungsmitteln und Bequemlichkeit mangeln. Als Mekare Akasha in aller Öffentlichkeit an den Kopf wirft, den Krieg gegen ihr Volk unter dem ideologischen Deckmäntelchen geführt zu haben, während es ihr in Wirklichkeit nur um die intellektuelle Ausbeutung der beiden Schwestern gegangen sei, beginnt Khayman, bis dahin ergebener Diener Seiner Majestät, zum ersten Mal an der Richtigkeit seines Handeln zu zweifeln. Während ihrer Gefangenschaft bemüht er sich, es den Zwillingen an nichts mangeln zu lassen – und dennoch zögert er am Ende nicht, den Befehl seines Herrn auszuführen und beide vor versammeltem Hofe zu vergewaltigen – wenn es ihm auch Schmerz bereitet die beiden derart zu demütigen.

Erst als Akasha, von dem bösen Geist Amel besessen, ihn ohne seine Zustimmung selbst zum Untoten und Bluttrinker macht, um ihn als eine Art Versuchskaninchen zu gebrauchen, zerbröckelt die Säule aus Vertrauen und Loyalität, die Khayman dem Königspaar stets entgegenbrachte. Um Maharet und Mekare – inzwischen wieder ägyptische Gefangene – vor dem Feuertod zu bewahren, versucht er mit beiden zu fliehen, doch sie werden geschnappt, und für Jahrtausende voneinander getrennt. In seinem Zorn erschafft sich Khayman eine Vampir-Armee, mit der er gegen Akasha und Enkil und deren Anhänger in einen fürchterlichen, Jahrhunderte währenden Krieg zieht.

Wenig ist bekannt über Khaymans Leben, nachdem Jene Die Bewahrt Werden Müssen in ihre Totenstarre verfielen. Das nächste Mal begegnen wir ihm erst wieder im zwanzigsten Jahrhundert, wo er – angelockt von Lesats Musik – in Athen aus seinem Grab steigt, um sich auf die Reise nach San Francisco auf Lestats Konzert zu begeben, wo er Mael, Armand und all die anderen kennen lernt und schließlich auch seine geliebte Maharet wieder trifft.

 

Photos of Enrico Lo Verso and Nicole Kidman