Schattengondel

Santino
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„Wir sind Mönche, nicht minder reinen Herzens als die in Cluny. Wir führen unser Kloster streng und in heiliger Ordnung, und wir jagen und töten, damit der Garten unseres HERRN durch das Tal der Tränen Vollkommenheit erlangt. Wir sind wie der Schwarze Tod, der kommt und jeden holt, ob jung oder alt, schön oder hässlich, damit die Menschen angesichts der Macht Gottes erzittern.“

(Santino in „Armand der Vampir“)

 

Santino – der sanft-dämonische Manipulator - ist sicher eine der rätselhaftesten Figuren in Anne Rices kleinem Gruselpantheon – was daran liegen mag, dass wir wenig über ihn erfahren, obgleich sein Name immer wieder im Zusammenhang mit düsteren Zeiten und schaurigen Ideologien auftaucht. Das wenige, was wir über Santino wissen, haben andere über ihn erzählt – Santino selbst scheint zwar viel zu sagen zu haben, kommt jedoch nie zu Wort.

Auf seine Art ist der große schwarzhaarige Dracula-Verschnitt ein Vampire à la carte – der Gründer des legendären Vampirorden satanistischer Vampire in Rom, der seit den frühesten Tagen des Christentums in Europa in düsteren Katakomben haust, und seinen größten Auftritt als Erzfeind des weisen und gutmütigen Marius hat.

So in etwa lauten die Regeln seines Ordens: 1. Alle Vampire haben Satan und damit Gott zu dienen, da ja auch Lucifer ein Geschöpf Gottes ist. 2. Die Gabe der Finsternis darf nur an schöne Menschen weitergereicht werden. 3. Kein Vampir darf einen anderen vernichten. 4. Kein Vampir darf einem Sterblichen seine wahre Natur enthüllen.

Es versteht sich von selbst, dass Marius, der sich nicht nur kleidet wie ein Mensch, sondern gar ihre Kunst und Wissenschaft imitiert – ja, sich einen Platz in ihrer Gesellschaft ergattert hat – nicht gerade zu Santinos Busenfreunden zählt. Ganz abgesehen davon, dass er Santino und seiner satanistischen Bande partout nicht verraten will, was es mit dem Geheimnis um Jene Die Bewahrt Werden Müssen auf sich hat. Jahrhundertelang gelingt es dem Wächter den Standort des Schreines der Ureltern vor Santino geheim zu halten.

Dessen Rache ist süß: Im fünfzehnten Jahrhundert zünden Santinos Schergen Marius' venezianische Palazzo an, entführen seine Schützlinge – unter ihnen auch Armand – und lassen Marius halb verbrannt zurück. Armands „Bekehrung“ ist wohl Santinos größter Schlag gegen seinen Erzfeind. (Immerhin trägt Marius' Schützling noch immer den Namen, den Santino ihm gegeben hat).

Umso verwunderlicher erscheint der plötzliche Friede zwischen Marius und Santino in den Achtzigern, als sich die Überlebenden gegen Akasha und ihre Weltherrschaftspläne verschwören – So ist es ausgerechnet sein Erzfeind, der – zusammen mit Pandora - Marius aus seinem Gefängnis aus Eis befreit, in das Akasha ihn einsperrte.

Vielleicht doch eher ein Waffenstillstand als ein Friede: Nachdem Marius dem uralten Thorne, einem Zögling Maharets, seine Lebensgeschichte erzählt hat, will er Santino, der sich zu Maharet geflüchtet hat, für seine Vergehen in der Vergangenheit büßen lassen. Als er sich jedoch Maharets Urteil beugt, die bereit ist, dem ehemaligen Ordensführer ihren Schutz zu gewähren, ist es Thorne, der Santino gegen den Willen seiner Blutsmutter hinrichtet.

Ein verwirrend plötzliches Ende, das eine Menge Fragen aufwirft. Weshalb Thorne – welche Motive hatte er? Weshalb gerade jetzt? Was geht in Armand vor sich, der das Ganze schweigend und verschlossen mit ansieht?

Es sieht nicht so aus, als bekäme Santino je die Gelegenheit, seine eigene Version seiner Geschichte zu erzählen…

 

Photos of Michael Wincott and Jonathan Rhys-Meyers

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